Barefaced Body Trio
Barefacedbody Trio - eine musikalische Bande aus Berlin wagt den zivilen Ungehorsam zwischen freier Improvisation und dem Arrangement alter Meisterwerke. In ihrem aktuellen Programm arrangierten sie Johann Sebastian Bachs Goldberg Variationen als Teil intuitiver Improvisationen.
Mit ihren sechs Ohren, Händen und Füßen und viel Luft finden sie phantastische Klänge jenseits der erprobten Absprachen. Ausgehend von den akustischen Möglichkeiten der Bassklarinette, der Violine und des Klaviers suchen sie unerhörte Bezüge.
Sie vereinnahmen zeitgenössische Möglichkeiten der Präparation und der Looptechnik in ihr wahnwitziges Spiel. Ihre Dialoge
entspinnen, verstricken sich zu Streitgesprächen um vorübergehende Tonalität und einen geräuschhaften Kosmos an Klang. Feinste Verflechtungen, ein vorübergehender Genuss an Stille, überbordende musikalische Ausmalungen - schließlich finden sie wieder Halt in den kristallinen Strukturen der Arrangements. Zwischen notierten Abschnitten und intuitiver Improvisation in etwa gleichen Teilen entsteht das Hörwerk jedes Mal von neuem.
Kamera / Schnitt:Konstantin Reinhart konstantinreinhart.de
Konzerte
2. Januar 2019
Hauskonzert Karlovice
Tschechien
17. November 2018
Studio-Tieckstraße 17, Berlin
Deutschland
25. August 2018
Studio-Tieckstraße 17, Berlin
Deutschland
21. Juli 2018
Buskie Samorządowe Centrum Kultury w Busku - Zdroju, Polen
Es ist schön keinen Plan zu haben, sich ganz dem Augenblick zu ergeben.
Wie in Zeiten in denen man glücklicherweise keinen Plan hatte.
Ich stelle nicht zum x-ten Mal die Emotion eines komponierten Stückes dar. Überraschender Lichteinfall bei durchwachsenem Wetter.
Lange können wir nicht an einem Ort bleiben. Seltsame Entdeckungen, kurzzeitig bestimme ich den Weg meiner Reisebegleiter und versuche ihnen die Aussicht zu zeigen. Da zerren sie schon weiter.
Das Instrument ist mein Fahrgestell, mein Körper, mein Fernrohr, mein Schnorchel, mein Taktstock, mein Vergrößerer, dabei möchte ich diese Tatsachen vergessen. Die beiden Anderen mit ihren ebenfalls skurrilen Vehikeln beeinflussen derweil das Tempo. Zeitweise vergessen wir unsere Vehikel. Wir sind im Weltraum, wir sehen Dasselbe. Auf der weiteren Reise sieht jeder etwas Anderes. Schnelle Reaktionen sind bei hohem Tempo gefragt, auf der Seilbrücke sind wir konzentriert langsam.
Wir Jäger: Ich puste ein dunkles Blasrohr, ziele durch gespannte Drähte.
Der Eine hat ein leichtes wohl aus dem Jagdbogen entstandenes Saiteninstrument. Sie werkelt virtuos in einem mechanisierten Tonkasten mit über 200 mit Hämmern bedienbaren Saiten, schwer zu transportieren, aber auf Rädern nimmt er hinab unfassbare Fahrt auf.
Georg Fischer
Mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen, bahnt sich ein seltsames Geräusch den Weg in meinen Gehörgang. Es zieht auf wie eine dunkle Wolkendecke - in seinem Schatten verliere ich mein Zeitgefühl. Ein paar Lichtstrahlen dazwischen beleuchten die merkwürdige Textur des Untergrunds - ich erahne Unebenheiten. Wirre Stimmen umgeben mich wie ein Wattebausch. Beim Versuch die Fäden zu entspinnen, verheddere ich mich unversehens immer weiter…
Mit einem Zupfer wird das Kolophonium zu Nebel und vergeht wie ein Geist aus Zuckerwatte - plötzlich die Klärung! Gleißendes Licht versperrt die Sicht aber wärmt mir die Nase. Ich rieche den Wald und gönne mir eine Verschnaufpause. Doch schon zieht es uns weiter…
Diesmal will ich mitentscheiden wohin es geht! Aber das bringt doch nichts. Die Idee will sich nur zeigen, wenn sie sich unbeobachtet wähnt. Sie steigt empor, wie der Wald aus den Sümpfen unserer Kindheit. Bereitwillig lasse ich mich davon treiben…
Leo Clemens
Das Enigmatische und Freche eines Improvisationsprozesses in Verbindung mit dem meisterhaften Raster der Goldberg Variationen, die von uns bearbeitet wurden, hat eine einmalige Brücke zwischen meiner musikalischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen.
Unser gemeinsam gestaltete Klang ähnelt einem raffinierten Geflecht aus Bildern, Landschaften und Situationen, die aufeinander prallen. Ihre Farben und Formen ergänzen und beißen sich. Die Perspektive der Landschaften entfaltet sich nach und nach, so wie ich es bei Bildern Rothkos wahrnehme.
Aufdringlicher Geruch
des verbrannten Sommergefühls
bedrohlich über den Köpfen tauchend,
wie ein Jagdflugzeug,
das die Gewalt der Natur
vergeblich zähmen will
und ein befleckter Körper,
der einer Landkarte der Tischkanten ähnelt.
Ich freue mich auf ein bischen Einsamkeit
um endlich die sengende Hitze der abgeblätterten Wände nachzuspüren
um den obdachlosen Katzen nachzugehen.
Katarzyna Wasiak